Sukzession
Entwicklung zum Industriewald.
Pionierphase
Insbesondere auf stark verdichteten Substraten siedeln sich zunächst Moos- und Flechtenarten an, die nachfolgend die Ansammlung von lockeren Feinsubstraten und erstem Rohhumus erleichtern. Bodenbildungsprozesse setzen ein und bilden die Grundlage für die weitere Vegetationsentwicklung.
Hochstaudenphase
Nach einigen Jahren gelangen ausdauernde (mehrjährige) Hochstauden zur Dominanz innerhalb der immer noch krautigen Vegetation, die dadurch deutlich artenärmer wird. Hier treten häufig Dominanzbestände von gebietsfremden Arten wie die beiden nordamerikanischen Goldruten-Arten (Solidago gigantea u. S. canadensis), diverse Nachtkerzen (Gattung Oenothera) oder Flügelknöteriche (Gattung Fallopia) auf.
Verbuschungsphase
In dieser Phase ist ein erstes Aufkommen von Pioniergehölzen wie Hänge-Birke (Betula pendula), Sal-Weide (Salix caprea), Sommerflieder (Buddleja davidii) u. a. zu verzeichnen. Lokal bilden sich kleine Gebüsche, während die einjährige Pioniervegetation und die Hochstaudengesellschaften zurückweichen.
Vorwaldphase
Nach Jahren der Vegetationsentwicklung setzen sich die Gehölze schließlich durch und bilden einen mehrere Meter hohen waldähnlichen Bestand aus Hänge-Birke, Sal-Weide, verschiedenen Pappeln (Populus spp.) sowie Robinien (Robinia pseudoacacia). In der Krautschicht zeigen sich die ersten „Waldarten“ wie der Gewöhnliche Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) oder die Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa). Beim Gehölzjungwuchs treten Stiel-Eichen (Quercus robur), Hainbuchen (Carpinus betulus) sowie Eberesche (Sorbus aucuparia) auf.
Bodeneigenschaften
bestimmend für die Ansiedelung von Pflanzen und Tieren.
Neben Kohle oder Koks können Bauschutt, Schlacken, Bergematerial, Erzreste und vieles mehr aufgelagert sein. Schwermetalle und andere Rückstände der ehemaligen Nutzung wie Öle, Cyanide oder Kohlenwasserstoffverbindungen treten als Altlasten hinzu. Von Bedeutung ist, dass die Böden der Industriebrachen einen hohen Skelettanteil, also grobe Elemente aufweisen. Dies vermindert die Durchwurzelbarkeit und senkt die Verfügbarkeit von Wasser. Nährelemente sind ebenfalls nur in vergleichsweise geringem Maße vorhanden. Daher befinden sich unter den hier siedelnden Pflanzenarten ausgesprochene Rohbodenspezialisten. Das Spektrum der unterschiedlichen Bodenmerkmale illustriert die Tabelle.
Bodeneigenschaften
Substrat | pH-Wert | Skelettanteil | Durchwurze- | Wasserhaushalt | Wärmespeicher- |
---|---|---|---|---|---|
Steinkohle | 7,0-7,5 | 90 % | < 20 cm | 20 % | gering |
Gebranntes Bergematerial | 5,0-5,5 | 70-90 % | < 20 cm | 20 % | gering |
Bergematerial | 3,0-8,2 | 50-90 % | < 20 cm | 20-30 % | gering |
Bauschutt | 7,0-8,0 | 10-80 % | < 40 cm | 25-35 % | gering - mittel |
Eisenhütten-Schlacken | 8,5-12 | 70-100 % | < 10 cm | 25 % | gering |
Sinter | 8,0-8,5 | 95-100 % | < 20 cm | k.A. | hoch |
Kalkschotter | 7,3-8,0 | 100 % | < 30 cm | 10 % | gering |
Basaltschotter | 7,0-7,4 | 100 % | < 30 cm | 10 % | gering |
Steinkohleaschen | 6,5-8,0 | 5-80 cm | < 20 cm | 30-40 % | mittel |
Gradienten
Zustände des Bodens.
Gradient feucht/nass-trocken
Durch Bodenverdichtungen oder Senken finden sich nicht selten temporäre bis dauerhaft überstaute Bereiche, die als Habitat für Amphibien, Libellen und Watvögel (Limikolen), aber auch für eine Reihe von Pflanzenarten (z. B. Schlammuferpioniere) eine hohe Bedeutung besitzen. Solche feucht/nassen Standorte wechseln sich z. T. binnen weniger Meter mit frischen und trockenen Standorten ab, die ein vollständig anderes Artenspektrum aufweisen.
Gradient nährstoffarm-nährstoffreich
Durch den erst beginnenden Bodenbildungsprozess und die meist vorherrschende Stickstoffarmut der technogenen Substrate ist der überwiegende Teil der Industriebrachen als nährstoffarm einzustufen. Dies begünstigt i. d. R. konkurrenzschwache Taxa, die in der deutlich nährstoffreicheren bäuerlichen und städtischen Kulturlandschaft selten geworden oder bereits verschwunden sind. Allerdings finden sich auf den betrachteten Flächen auch Ablagerungen aus nährstoffreichen Materialien (Gartenmüll, Bodendeponierung, Bauschutt), die überwiegend stickstoffliebende Pflanzen wachsen lassen.