Vögel sind wohl die am besten untersuchte Tiergruppe, denn ihnen kommt sowohl eine wichtige Rolle als Indikator zur Bewertung des Zustands von Schutzgebieten zu als auch eine hohe artenschutzrechtliche Relevanz im Rahmen von Umweltplanungsverfahren. Neben diesen professionellen Untersuchungen genießen sie darüber hinaus auch in der breiten Bevölkerung eine große Beliebtheit und immer mehr Menschen beschäftigen sich in der Freizeit mit der Vogelbeobachtung. So wurden z.B. in den letzten 10 Jahren alleine über die Citizen-Science-Plattform www.ornitho.de über 60 Millionen Datensätze von fast 40.000 überwiegend ehrenamtlich tätigen Vogelbeobachter*innen zusammengetragen.
Brutvogelkartierungen
Die Erfassungen finden während der Brutzeit der Vögel zwischen März und Juni statt. Dazu wird ein vorher definiertes Untersuchungsgebiet mindestens sechs Mal in regelmäßigen Abständen während der Hauptaktivitätszeit am frühen Morgen aufgesucht und alle Arten vor allem akustisch, aber auch optisch erfasst. Auf diese Weise können bei mehrmaligen Feststellungen an unterschiedlichen Tagen bei der späteren Auswertung die einzelnen Territorien abgegrenzt und somit die Bestände innerhalb des Untersuchungsgebiets abgeschätzt werden. Für jahreszeitlich sehr frühe Artengruppen wie z.B. Spechte oder nachtaktive Arten wie Eulen und Rallen sind zudem zusätzliche Begehungen in deren Aktivitätsphasen notwendig.
Gänse
Gänse- und Wasservogelzählung
Im Duisburger Teil des EU-Vogelschutzgebietes Unterer Nierderrhein führt die BSWR gemeinsam mit dem BUND Duisburg von September bis März jeweils zur Monatsmitte eine Zählung der überwinternden (arktischen) Gänse durch. Außerdem werden in der Rheinaue Walsum und entlang des rund 5km langen Rheinabschnittes bei DU-Beeckerwerth alle Wasservögel erfasst.
Die BSWR begleitet das Gänsemanagement der Stadt Duisburg an unterschiedlichen Stadtgewässern wissenschaftlich. Bei diesem Management werden im Frühjahr seitens der Stadt Teile der Gelege von Grau- und Kanadagänse entnommen, um den jährlichen Bestandszuwachs zu reduzieren und somit die Konflikte durch Verkotung an den für die Naherholung und Freizeitnutzung wichtigsten städtischen Gewässern zu verringern.
Wiedehopfbrut im Ruhrgebiet
Erster sicherer Brutnachweis des Wiedehopfes in Nordrhein-Westfalen 43 Jahre nach dem Aussterben 1977
Mitte Juni 2020 konnten drei Vögel angetroffen werden, von denen mindestens zwei flügge Jungvögel waren, die mehrfach von einem Altvogel gefüttert wurden. In Folge des Klimawandels konnte die Art ihr Areal im angrenzenden Hessen und Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren deutlich ausdehnen und den Brutbestand, auch unterstützt durch Artenhilfsmaßnahmen (Nistkastenangebot), kontinuierlich steigern.
Kiebitz
Synchronzählung 2017
Im April hat die BSWR mit vielen ehrenamtlichen Ornithologen die Kiebitzbestände in Duisburg erfasst. Es wurde nur in bekannten, ehemaligen oder lohnenden Gebieten kontrolliert, so dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass vereinzelte Ansiedlungen übersehen wurden. Durch eine progressive Bewertung während der einmaligen Zählung wurden Paare oder einzelne Männchen als Paar gewertet, da die Nester und brütende Weibchen leicht übersehen werden.
Der Norden von Essen, der Süden von Bottrop und der Süden von Duisburg haben die Art seit 2014 vollständig verloren. In Mülheim an der Ruhr waren auf dem einzigen verbliebenen Brutplatz im Ruhrbogen noch vier statt vor drei Jahren sechs Paare anzutreffen. In Oberhausen konnten wieder zwei Paare kartiert werden. Der Duisburger Norden, 2014 noch Schwerpunkt der Kiebitzverbreitung, hat innerhalb dieser drei Jahre nochmals drei Viertel seines Bestandes verloren. Einzig positiv fällt der Bottroper Norden (Kirchhellen) aus dem Trend. Hier konnten deutlich mehr Kiebitzpaare gezählt werden als 2014.
Im Vergleich zu den Zahlen von vor rund zehn Jahren ist in der Summe für das gesamte Westliche Ruhrgebiet eine Abnahme auf ein Fünftel zu verzeichnen. Auf einzelnen Flächen muss leider davon ausgegangen werden, dass auch von diesen nur ein kleiner Teil überhaupt ein Nest angelegt hat und ein noch kleinerer Teil es auch erfolgreich ausbrüten kann.
Ansprechpartnerin und Ansprechpartner in der BSWR
Christine Kowallik und Tobias Rautenberg