Neophyten
Gebietsfremde Pflanzen treten außerhalb ihres Ursprungsgebietes auf und stehen so den einheimischen Pflanzenarten gegenüber. Dabei trennt das Jahr 1492 mit der Entdeckung Amerikas als künstliche Zeitgrenze die sogenannten alteingewanderten Pflanzen, Archaeophyten, von den Neophyten. Um eine Art noch genauer zu beschreiben, wird zudem die Art und Weise der Einwanderung sowie der Grad der Einbürgerung betrachtet. Dabei spielt auch das Bezugsgebiet eine erhebliche Rolle. Ist von Deutschland, Nordrhein-Westfalen oder dem westlichen Ruhrgebiet die Rede?
Die üblichen Verdächtigen
Obwohl durch diese Definitionen eine ganze Reihe von unterschiedlichen Kategorien gebietsfremder Pflanzen existieren, fallen schnell die Namen der sogenannten „Problemneophyten“ bzw. „invasiven Arten“: Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) oder Staudenknöterich-Arten (Fallopia spp.). Eine Sonderstellung nimmt die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) ein, die im Ruhrgebiet eher selten und meist unbeständig auftritt, jedoch aufgrund ihres stark allergenen Pollens in der Öffentlichkeit steht.
Ein komplexes Thema
Mit diesen Arten beschäftigt sich die BSWR selbstverständlich auch, doch gerade im urbanen Raum des Ruhrgebiets ist das Thema der gebietsfremden Pflanzen viel komplexer. Es betrifft alle erdenklichen Bereiche, angefangen von Verwilderungen aus Privatgärten, von Friedhöfen oder öffentlichen Pflanzungen, über die gutgemeinten Saattütchen für „Bienenweiden“ voller Neophyten, bis hin zu Arten, die unbeabsichtigt eingeschleppt werden oder von selber einwandern. Durch die Dynamik der Stadt mit ihrem Straßenverkehr, dem Warenumschlag, die Industrie und gezielte menschliche Aktivität, kommen hier stets neue Arten an, die zwar häufig nur unbeständig auftreten, sich in einigen Fällen aber auch etablieren können. Auch spielt das Stadtklima in Zusammenspiel mit dem Klimawandel eine entscheidende Rolle, da hitzeresistente, aber frostempfindliche Arten im Ruhrgebiet Fuß fassen können, bevor dies in der freien Landschaft möglich ist. Im heißen Innenstadtbereich haben sie sogar oft einen Vorteil gegenüber heimischen Arten.
Wissenschaftliches Monitoring
Mit der wissenschaftlichen Erforschung und dem Monitoring der Flora von Stadtlebensräumen wie Industriebrachen, Ruderalflächen, Friedhöfen oder Siedlungsgebieten durch die BSWR können neue Arten frühzeitig zum Zeitpunkt ihres ersten Auftretens erfasst, Ausbreitungswege chronologisch und räumlich nachvollzogen, die ökologische Eingliederung dokumentiert und eventuellen Schäden bei Bedarf frühzeitig entgegengewirkt werden.
Für diesen Zweck wird derzeit eine Checkliste von bemerkenswerten Neophyten erstellt.