Stadtnatur
Biodiversität zwischen Pflasterfugen, Häuserschluchten und Industriebrachen
In der Stadt tobt die Artenvielfalt. In Pflasterfugen siedeln Neubürger neben seltenen Pflanzen, die in Äckern, Magerwiesen und Heiden nahezu ausgestorben sind und hier eine neue Heimat finden. Konkurrenz? Fehlanzeige! Insbesondere Industriebrachen, Friedhöfe und Flußufer gehören dabei zu den artenreichsten Lebensräumen. Hier herrscht maximale Biodiversität auf kleinstem Raum.
Diese Seite befindet sich derzeit im Aufbau und wird in den kommenden Wochen und Monaten zunehmend mit Artenporträts gefüllt.
Bubikopf
Ein Topf mit Bubikopf-Pflanzen ist ein beliebtes Mitbringsel und wird insbesondere zu Neujahr von Blumengeschäften bis zum Discounter überall angeboten. Verwilderungen der Art werden jedoch kaum bemerkt, da die kleinen, runden Blättchen im Vorgarten oder am schattigen Fuß von Hauswänden eher für Moos oder Keimlinge gehalten werden. Noch viel heimlicher als die vegetative Vermehrung findet die Blüte und die Samenbildung des Brennnesselgewächses statt. Um die winzigen weißen Blüten zu sehen, braucht man schon fast eine Lupe. Einmal im Auge ist Soleirolia soleirolii jedoch im Siedlungsbereich gar nicht selten und kann mit etwas Glück bei einem botanischen Streifzug „um die Häuser“ gefunden werden.
Gelblich-Weißes Ruhrkraut
Das Gelblich-Weiße Ruhrkraut ist eine der Pflanzenarten, die es zunehmend vom Land in die Stadt zieht. Ursprünglich besiedelte die Art offene und nährstoffarme Heideweiher, die jedoch zunehmend unter Austrocknung und Nährstoffeintrag leiden – und mit ihnen viele der dort beheimateten Pflanzen. Seit einigen Jahren mehren sich jedoch Funde von Helichrysum luteoalbum mitten in der Stadt, meist in Pflasterritzen oder auf Friedhofswegen. Ob die Art mit Bodenmaterial dorthin verschleppt wird oder auf andere Art und Weise, bleibt vorerst ein Rätsel. Für das Gelblich-Weiße Ruhrkraut tragen die Vorkommen in der Stadt jedenfalls zur Stabilisierung der Gesamtpopulation bei.
Ackerröte
Sherardia arvensis gehört zu den vielleicht bemerkenswertesten Pflanzenarten im Ballungsraum. Früher war sie in basenreichen Äckern zu finden, jedoch ist sie dort durch die heutigen Bewirtschaftungsformen nahezu ausgerottet. Gäbe es nicht die mageren Zierrasen der Stadt, stünde die Ackerröte wohl heute sehr hoch auf der Roten Liste. Ihre Blätter stehen in einem sogenannten Quirl um den rauen Stängel, oft wächst die Art jedoch eher kriechend. Durch diesen flachen Wuchs bleibt sie unter der Schnittkante des Rasenmähers. Vegetativ ist sie zwar nur mit etwas Übung von Labkraut-Arten unterscheiden, aber bereits kurz nach dem Schnitt vermag sie von Mai bis spät in den Sommer hinein immer aufs Neue ihre zarten rosafarbigen Blüten hervorzubringen, sodass die Art dann sofort ins Auge springt. Sie gilt heute als typische Stadtpflanze und ist auch auf mageren Zierrasen unserer Friedhöfe häufig anzutreffen.