Mauerpflanzen
Das Leben in den Mauerfugen bedeutet Nährstoff- und Wasserarmut oder aber Stau- bzw. Sickernässe und je nach Exposition und Jahreszeit extreme Temperaturen. Aufgrund des Konkurrenzdrucks mit anderen Pflanzen ist es einigen Arten gelungen sich an diese Bedingungen anzupassen. Das sind vor allem Pflanzen, deren primäre Standorte Fels- und Geröllfluren in den Gebirgen sind. Mauern und andere geeignete Steinwände stellen somit Ersatzstandorte für diese Pflanzen dar, die es ihnen ermöglichen bis ins Flachland hinein vorzudringen.
Mit dem Ausstreichen des Mittelgebirges im westlichen Ruhrgebiet erreichen eine Reihe der hier nachfolgend aufgeführten Pflanzenarten den Arealrand ihrer natürlichen Verbreitung in Mitteleuropa.
Schwarzstieliger Streifenfarn
Asplenium adiantum-nigrum zählt zu den floristischen Besonderheiten im westlichen Ruhrgebiet. Sein ursprüngliches Verbreitungsareal liegt in NRW in den Mittelgebirgen, wo er natürlicherweise Felsstandorte besiedelt.
Vorkommen am Kahlenberg-Hang in Mülheim an der Ruhr - geographisch betrachtet der nordwestliche Felsstandort in Mitteleuropa - sind bis in die 1940er Jahre belegt (s. Keil & Kordges 1998). Durch die Sanierungen des Hanges, die aus Gründen der Verkehrssicherheitspflicht durchgeführt wurden, scheint das Vorkommen erloschen zu sein. Um so erfreulicher sind aktuelle Vorkommen an einer Mauer an der Jugendherberge in Mülheim und Nahe der Mülheimer Innenstadt. Seit etwa 2005 mehren sich nun weitere Vorkommen im Ruhrgebiet und dem angrenzenden Rheinland (s. Keil et al. 2009).
Hirschzunge
In einem Zeitraum von 35 Jahren wird seit 1986 die Ausbreitung von Asplenium scolopendrium im Ruhrgebiet beobachtet. Ausgehend von den natürlichen Wuchsorten am Mittelgebirgsrand im südlichen Ruhrgebiet, begann die Ausbreitung der Hirschzunge in den 1990er Jahren zunächst im zentralen Ruhrgebiet im Raum Essen und setzte sich nach der Jahrtausendwende ins westliche und mit etwas Zeitverzug auch ins östliche Ruhrgebiet fort. Die Wuchsortdiversität und Wuchsbedingungen sowie die populationsbiologischen Aspekte werden hinsichtlich der Ursachen der neuerlichen Ausbreitung von Keil et al. (2012) diskutiert.
Farnpflanzen im Erzbunker
Mit Unterstützung der Parkverwaltung und tatkräftiger Hilfe der Duisburger Sektion des Alpenvereins (Herr Neuendorf) wagten die Mitarbeiter der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet eine Expedition in die dunklen Bunkeranlagen: Sie ließen sich bis auf etwa 8 Meter Tiefe abseilen, zählten die Farnpflanzen, bestimmten weitere Arten und sammelten Moosproben. Ein Messgerät wurde angebracht, welches über Monate Klimadaten aufzeichnete.